
Hinweis
An beiden Veranstaltungstagen waren alle TeilnehmerInnen gemäß den zu diesem Zeitpunkt geltenden Corona-Schutzmaßnahmen nachweislich getestet, genesen oder geimpft.
Rückblick Jahrestagung
Nach langer Zeit vorwiegend digitaler Kontakte veranstaltete die DVWG am 12./13. August für Mitglieder und Interessierte ihre Jahrestagung 2021 im Mercure Hotel MOA. Die Bundesdelegiertenversammlung verabschiedete einstimmig den vorgelegten Jahresabschluss 2020 und wählte die Rechnungsprüfer für die nächsten zwei Wirtschaftjahre. Weiterhin wurden zwei besonders verdienstvollen Mitgliedern Ehrungen zuteil: Peter Beckmann, langjähriger Geschäftsführer der Bezirksvereinigung Niedersachsen-Bremen wurde für sein jahrzehnetelanges Engagement im Verein zum DVWG-Ehrenmitglied ernannt. Nils-Friso Weber konnte in Anerkennung seines besonderen persönlichen Einsatzes im Bundesvorstand „Junges Forum“ sowie im Präsidium der DVWG die Carl-Pirath-Medaille verliehen werden.
Das fachliche Kernstück der Jahrestagung bildete der Jahresverkehrskongress zum Thema: „Neue Mobilitätsformen in Metropolregionen - nachhaltig und digitalisiert in die Verkehrswende“, der durch das Bundesministreium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wurde. Das abwechslungsreiche Kongressprogramm bot den Teilnehmenden vielfältige Möglichkeiten für verkehrswissenschaftlichen Austausch und aktive Beteiligung vor Ort. Auf der Abendveranstaltung am Donnerstag erfolgte die Verleihung des Verkehrswissenschaftlichen Förderpreises „Carl-Pirath“ an Dr.-Ing. Assadollah Saighani für seine von der Jury einstimmig nominierte Dissertation: „Bewertungsverfahren für einen ökonomischen Vergleich städtischer Verkehrssysteme“, die im Fachgebiet Verkehrsplanung und Verkehrssysteme der Universität Kassel verteidigt wurde. "Diese Dissertation von Assadollah Saighani schließt eine wichtige Erkenntnislücke auf kommunaler Ebene: Saighani stellt ein Verfahren vor, das er exemplarisch an den drei Städten Kassel, Bremen und Kiel anwendet. Auf Basis ökonomischer und ingenieurwissenschaftlicher Ansätze hat Saighani die Aufwendungen, Erträge sowie die wesentlichen geldwerten externen Effekte des kommunalen Verkehrs ermittelt und erstmals verursachergerecht den fünf Verkehrsarten Fuß-, Rad-, Öffentlicher Personennah-, Pkw und Lkw-Verkehr zugeordnet“ (Universität Kassel). Den Preis verlieh der Juryvorsitzende Dr. Martin Kagerbauer. Die gastgebende Bezirkvereinigung Berlin-Brandenburg lud ergänzend zu einem Abschlussabend und zwei spannenden Fachexkursionen am Folgetag ein.
Rückblick Jahresverkehrskongress
Das fachliche Kernstück der Jahrestagung bildete der Jahresverkehrskongress zum Thema: „Neue Mobilitätsformen in Metropolregionen - nachhaltig und digitalisiert in die Verkehrswende“, der durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert wurde. Das abwechslungsreiche Kongressprogramm bot den Teilnehmenden vielfältige Möglichkeiten für verkehrswissenschaftlichen Austausch und aktive Beteiligung vor Ort.
Im Rahmen der Jahrestagung lud die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V. nach Berlin zum Jahresverkehrskongress. Den TeilnehmerInnen bot sich ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches fachliches Programm zum Thema „Neue Mobilitätsformen in Metropolregionen - nachhaltig und digitalisiert in die Verkehrswende". Im Rahmen unterschiedlicher Eventformate, setzten sich ExpertInnen und Teilnehmende mit den aktuellen Möglichkeiten und Wirkungen neuer Mobilitätsformen in Metropolregionen auseinander. Wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche ExpertInnen aus dem gesamten Mobilitätssektor diskutierten, welche konkreten Anwendungsformen, -möglichkeiten und -lösungen, insbesondere mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen eines beschleunigten Digitalisierungsprozesses für eine nachhaltige Verkehrswende sinnvoll und realisierbar sind.
Den Auftakt der Veranstaltung am Donnerstagabend bildeten Prof. Dr. Thomas Richter (TU Berlin), in seiner Funktion als wissenschaftlicher Kongressleiter mit der Einführung in die Tagungsthematik und Silke Wilhelm (NOW GmbH) vom NaKoMo mit einer fachlichen Keynote.
Die Vorträge im Rahmen des Kongressauftaktes boten einen ganzheitlichen Blick auf bisherige Entwicklungen und gleichzeitig auf Zukunftsaussichten neuer Mobilitätsformen mit Augenmerk auf Aspekte der Digitalisierung und Nachhaltigkeit in unseren Metropolregionen.
Prof. Richter stellte zunächst in seinem Vortrag kongressbegleitende Schlüsselfragen:
„Wie wollen wir in Zukunft in Metropolen leben?" , „Sind neue Mobilitätsformen Teil des Problems oder der Lösung?", „Wie können wir Flächenkonflikte lösen?"
Diesen, gab Richter an, messe er kongressbegleitend ein hohes Maß an Bedeutung bei. Zusätzlich gab Richter einen Überblick über verschiedene neue Mobilitätsformen sowie Ansätze für die Lösung von Flächenkonflikten. Der Aspekt der Nachhaltigkeit beinhalte für Richter insbesondere die Diskussion über Flächengerechtigkeit. Mit dem Schlagwort "digitalisiert" verbinde er im Zusammenhang mit neuen Mobilitätsformen „Smart Mobility mit Blick über den Tellerrand".
„Wie leben wir in Zukunft in unseren Städten?" - sei die alle Themen im Rahmen des Kongresses bestimmende Frage, der wir uns stellen sollten, so der Kongressleiter abschließend.
Silke Wilhelm erläuterte im Rahmen der fachlichen Keynote, wie NaKoMo das Ziel der Etablierung nachhaltiger Mobilität durch Vernetzung von Bund, Land und Kommune erreichen möchte. Kommunen stünden derzeit vor großen Herausforderungen bei der Umsetzung hin zu einer nachhaltigen Mobilität. Wilhelm konstatierte, Lösungsansätze seien vorhanden, müssten jedoch verstärkt ausgetauscht werden, um sich auf die wirklich effektiven Maßnahmen konzentrieren zu können. Die Wissenschaft, erklärte Wilhelm weiter, könne die Kommunen bei der Umsetzung unterstützen. Bund, Länder und Kommunen müssten dafür stärker zusammenrücken, um den Umstieg zur nachhaltigen Mobilität zu beschleunigen. Das NaKoMo diene als zentrale Anlaufstelle für nachhaltige Mobilität und vernetze diese AkteurInnen. Die Vernetzung sei ein wichtiger Baustein bei der Umstellung auf nachhaltige Mobilität, schloss Wilhelm den Vortrag.
Den zweiten Kongresstag eröffnete Prof. Dr. Andreas Knie (WZB) mit einer Keynote, in der er den Stellenwert der Digitalisierung bei nachhaltigen Mobilitätskonzepten in den Mittelpunkt stellte. Knie gab Antwort auf die Frage, welchen Beitrag der klassische ÖV zur Verkehrswende in den Metropolen leisten könne. „Hart ging er mit der Branche ins Gericht: Die Zugangshürden zu Bus und Bahn seien an diversen Stellen zu hoch, angefangen bei den Entfernungen zur Haltestelle, über komplizierte Tickets bis hin zu baulichen Problemen beim Ein- und Ausstieg aus den Fahrzeugen. Dass nach jahrelangen Bemühungen um ein bundesweites E-Ticket nun für Mobility Inside weitere Jahre ins Land ziehen, entsetzt Knie. Dabei beweise eine App wie die von Fairtiq doch längst, dass es für den Kunden auch einfach und unkompliziert gehe. [...] Deswegen regte Knie an, auf massive Fahrgastzuwächse aus dem intermodalen Segment hinzuarbeiten. Dafür spiele das Smartphone eine Schlüsselrolle, ob im Vertrieb, ob als Bestellmedium für die neuen Mobilitätsformen.", fasste Markus Schmidt-Auerbach für die jüngste Ausgabe des NaNa-Briefes zusammen (NaNa-Brief 17.08.2021).
Smart Mobility: Der Begriff steht für intelligente, nachhaltige Mobilitätslösungen und ist ein Angebot, das vor allem eine energieeffiziente, komfortable und kostengünstige Mobilität ermöglichen soll, die von VerkehrsteilnehmerInnen intelligent genutzt werden kann. Vorrangig geht es darum, vorhandene Angebote durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien zu optimieren.
Solche Mobilitätslösungen stellten die ReferentInnen im nachfolgenden Vortragsblock "Nachhaltige und digitalisierte Praxisbeispiele Smart Mobility" vor. In einer anschließenden Diskussion traten die Vortragenden gemeinsam mit dem Publikum in den Dialog über Chancen und Herausforderungen neuer Mobilitätslösungen in Metropolregionen.
Nach einer kurzen Kaffeepause freuten sich die ZuschauerInnen auf einen Expertendialog der ganz besonderen Art. Gemeinsam stellten sich Prof. Carsten Gertz (TU Hamburg) und Thomas Kiel d'Aragon (Deutscher Städtetag) der zentralen von Prof. Richter in seinem Eingangssvortrag benannten Frage: „Wie lösen wir Flächenkonflikte in Metropolregionen" und zudem „Wie kann eine neue Flächengerechtigkeit gelingen"? Während Prof. Gertz die wissenschaftliche Sicht vertrat, berichtete Thomas Kiel d'Aragon aus der stadtplanerischen Sicht in seiner Funktion als Verkehrsreferent beim Deutschen Städtetag.
Nach einer weiteren Gelegenheit des Networkings und einer kleinen Stärkung in der Mittagspause, stand schließlich der vorletzte Programmpunkt des Kongresses an.
Nachdem der inhaltliche Kongressverlauf bislang die konkrete Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte in Deutschland in den Fokus der Betrachtung zog, erfolgte nachstehend der „Blick über den Tellerrand“. Wie gestalten sich digitale und nachhaltige Mobilitätskonzepte in anderen europäischen Metropolen? Was können wir voneinander lernen, wie können wir uns unterstützen?
Der Erfahrungsaustausch und gemeinsame Blick in die Zukunft (europäischer) nachhaltiger und digitaler Mobilitätslösungen von Morgen stellten das inhaltliche Kernstück dieses Blockes dar. TeilnehmerInnen waren Thomas Hablützel (Verkehrsbetriebe Zürich) Frank Nagel (IHK Frankfurt am Main), Neele Wesseln (Netzwerk Europäischer Eisenbahnen) und Ruppert Stüwe (BVG).
Der Podiumsdiskussion folgte die Einladung von Moderatorin Kerstin Rosenberger zu einer abschließenden Umfrage zur Erstellung eines Stimmungsbildes des Publikums zu den Fragen, wie „Ist es möglich und sinnvoll eine autofreie Innenstadt zu schaffen?" oder „Führen "neue" Mobilitätsformen zu mehr oder weniger "Autoverkehr?".
Eine rege Umfrageteilnahme führte zu deutlichen Ergebnissen. Eine zentrale Frage, wie von Prof. Richter eingangs gestellt - „Wie sieht die Metropolregion der Zukunft aus?" - zeigte deutlich die Präferenz der Schlagworte "Grün", gefolgt von "Vernetzt" und "Elektrisch."
Auch die Frage nach den wichtigsten Maßnahmen in Hinblick auf Lösung von Flächenkonflikten in Metropolregionen, ergab ein deutliches Stimmungsbild hin zur Befürwortung der "Reduzierung des Motorisierten Individualverkehrs".
In Anlehnung an die Umfragerunde schloss Richter mit seinem Kongressresümee. Der wissenschaftliche Kongressleiter bedankt sich zunächst bei allen ReferentInnen und TeilnehmerInnen und die rege Befruchtung der Diskussionen. Er führte weiter aus, den Kongress beherrschte ein sehr komplexes und facettesreiches Thema aus dessen Diskussionen hervorging, dass noch vieles in den Anfängen stecke. Fest jedoch stünde: die Verkehrslandschaft wird sich verändern. Richter fasst weiter zusammen, der klassische ÖPNV sieht im Jahr 2050 wahrscheinlich noch aus wie heute und das sei auch gut so und konstatierte: "Wir brauchen Massenverkehrsmittel. Wir müssen uns jedoch Gedanken machen, wie wir in Zukunft mit Räumen und Zeiten umgehen, wo nicht so viel Nachfrage da ist. In jedem Fall werden wir Veränderungen in den Metropolen sehen".
In jedem Fall, so Richter weiter, brauche es einen starken Willen und eine starke Tendenz, Städte lebenswerter, also grüner, leiser, entschleunigt und sauberer zu gestalten. Es seien dicke Bretter zu durchbohren, schloss der wissenschaftliche Kongressleiter.
Insgesamt zog Richter ein sehr positives Fazit der Veranstaltung. Es seien viele wichtige Themen diskutiert worden, auch wenn nicht alle Fragen abschließend beantwortet wurden.
Wie kann die Mobilität der Zukunft in unseren Metropolen aussehen? Was wird die Stadt der Zukunft prägen? Und unter welchen Bedingungen sind die Menschen bereit, sich zu verändern? Abschließend richtete er seinen Appell an alle Beteiligten, im Kontext von Digitalisierungsprozess, Mobilitäts- und Energiewende die vielfältigen Aufgaben positiv zu sehen und die Probleme mutig zu lösen.
Kongressmoderation

Wissenschaftlicher Leiter

Kongressmoderation
