18. Hamburger Hafentag der DVWG am 4. November 2022

Die deutschen Seehäfen stehen zuletzt vermehrt im öffentlichen Fokus: Gestörte Lieferketten in Folge der Zero-Covid Strategie in China, der kontrovers diskutierte Einstieg der chinesischen Staatsreederei Cosco am Containerterminal Tollerort in Hamburg sowie die Notwendigkeit die Energieversorgung Deutschlands durch neue LNG-Importterminals sicherzustellen – nur drei Beispiele für die hohe Relevanz der Seehäfen für die deutsche Volkswirtschaft. Dies scheint in der Bundespolitik bislang aber nur wenig Beachtung zu finden, so lautet zumindest das Fazit der Hafenchefs der wichtigsten Deutschen Seehäfen auf dem 18. Hamburger Hafentag.

„Wenn wir so weiter machen wie bisher werden wir uns in die falsche Richtung entwickeln.“ Robert Howe, Geschäftsführer Bremenports

Sowohl Howe als auch seine Kollegen Friedrich Stuhrmann (Hamburg Port Authority), Holger Banik (Niedersachsen Ports) und Guido Kaschel (Lübeck Port Authority) betonten in ihren Statements die bereits bestehende enge Zusammenarbeit der deutschen Seehäfen z. B. bei den Themen Wissenstransfer, Digitalisierung und Marketing. Einigkeit bestand, dass der Bund eine intensivere Steuerungsfunktion übernehmen muss, z. B. um länderübergreifende Herausforderungen der Infrastrukturentwicklung im Hinterland, des Sedimentmanagements sowie der Hafenfinanzierung zu lösen. Insbesondere das unzureichend finanzielle Engagements des Bundes wurde von allen beteiligten scharf kritisiert.

Eine nahezu ausschließlich durch die Bundesländer finanzierte Hafenentwicklung wird den Anforderungen, denen sich die Häfen aktuell gegenübersehen nicht gerecht. Dies gilt insbesondere auch für die Themen Versorgungssicherheit und Energiewende, die im zweiten Teil der Veranstaltung diskutiert wurden. Frank Schnabel, Geschäfts-führer der Schramm Group und Betreiber des Hafens Brunsbüttel stellte heraus, dass für die Umsetzung der Projekte im Zuge zur Energiewende alle deutschen Seehäfen von hoher Relevanz sind. „Hier gibt es keine Konkurrenz zwischen den Hafenstandorten“, so Schnabel der aktuell in Rekordzeit ein schwimmendes LNG-Terminal realisiert. Sorge bereitete Hans-Peter Zint vom Cuxport in Cuxhaven die Verfügbarkeit von Hafenkapazitäten für die Offshore-Windenergie. „Der Zielwert 2035 von 40 Gigawatt erfordert zusätzliche Flächen für die Offshore-Logistik und eine belastbare Finanzierung.“