Pressemitteilung zum Tag der Verkehrswissenschaft 2024

Zum zweiten Mal fand der „Tag der Verkehrswissenschaft“ in Potsdam statt. Am 30.01.2024 diskutierten 120 Expert:innen aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Politik im Potsdam Museum beim Jahresauftakt der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft e. V. (DVWG). Die DVWG bot der Fachwelt einen tiefen Einblick in die gegenwärtige Lage der Verkehrswende und hat in den verschiedenen Diskussionen Handlungsbedarf festgestellt.

„Die Zukunft der Mobilität erfordert einen integrativen Ansatz in der Stadtplanung und Infrastruktur. Durch eine stärkere Förderung von nachhaltiger Stadtentwicklung und durchmischten Quartieren können wir die Weichen für eine effiziente und umweltfreundliche Verkehrswende stellen,“ betont Prof. Dr. Jan Ninnemann, Präsident der DVWG. Prof. Dr. Christine Eisenmann (BTU Cottbus) aus dem wissenschaftlichen Beirat der DVWG ergänzt: „Die Verkehrswende erfordert nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch Verhaltensänderungen. Sensibilisierungskampagnen und Anreizsysteme sind entscheidend, um die Bevölkerung für nachhaltige Mobilität zu gewinnen und Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu initiieren.“

Die zentrale Frage des „Tags der Verkehrswissenschaft“ 2024 war, ob es Anzeichen für eine Abkehr von der Verkehrswende gibt. Diskutiert wurde, ob angesichts aktueller Entwicklungen und Herausforderungen Bedenken hinsichtlich der Errungenschaften und Veränderungen der letzten Jahre bestehen, die uns in eine mögliche Rückentwicklung des Verkehrssystems führen könnten.

„Unsere Veranstaltung hat das Ziel, die Zukunft der Verkehrswende zu gestalten und Lösungen für eine nachhaltige Mobilität zu finden. Wir bieten eine neutrale Plattform für Expert:innen aus den Bereichen Verkehrswissenschaft, Politik und Wirtschaft, die gemeinsam nach Lösungen suchen werden. Bringen Sie ihre Perspektiven und Erfahrungen in die Diskussionen ein, um einen ganzheitlichen Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Verkehrssektor zu gewährleisten,“ erklärt Dr. Kerstin Rosenberger, Vizepräsidentin der DVWG.

In Anbetracht der kontroversen Natur des Themas ist es von entscheidender Bedeutung, eine neutrale Debatte zu fördern. Die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e. V. (DVWG) spielt eine wichtige Rolle, die den Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik fördert. Die Vielfalt wissenschaftlicher Standpunkte trägt dazu bei, eine umfassende Sichtweise auf die Herausforderungen und Potenziale der Verkehrswende zu gewinnen.

Bei der Stadtplanung und Infrastruktur sollte eine stärkere Förderung von nachhaltiger Stadtentwicklung erfolgen. Hier können durchmischte Quartiere vom Vorteil sein, um kurze Wege zwischen Wohn-, Arbeits- und Freizeitstätten zu ermöglichen. Darüber hinaus sollten Infrastrukturmaßnahmen den Ausbau von sicheren Fuß- und Radwegen, von Ladeinfrastruktur und der Neugestaltung des Straßenraumes fokussieren. Ein angestrebter Modalsplit kann durch eine Förderung des öffentlichen Nahverkehrs erreicht werden. Der Aus- und Neubau sowie die Reaktivierung von Bus-, Straßen- und Bahnnetzen ist ebenso bedeutend wie eine attraktive und leichtverständliche Tarifgestaltung.

Minister Rainer Genilke (Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg): „Im Land Brandenburg ist und bleibt es unser Ziel, den Anteil des Umweltverbunds am Modal Split bis 2030 auf 60 Prozent zu erhöhen. Das haben wir in unserer Mobilitätsstrategie 2030, dem Leitbild für die Verkehrspolitik des Landes, festgeschrieben und kürzlich in einem Mobilitätsgesetz rechtlich verankert. Dabei wollen wir für alle Bürgerinnen und Bürger attraktive und intelligent vernetzte Mobilitätsangebote schaffen.“

Verhaltensänderungen stellen ebenfalls einen wichtigen Aspekt bei der Verkehrswende dar. Sensibilisierungskampagnen durch Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über die Vorteile nachhaltiger Mobilitätsoptionen können das Mobilitätsverhalten der Menschen beeinflussen. Auch hier könnten Anreizsysteme, umweltfreundliches Verhalten finanziell belohnen oder Vergünstigungen für umweltfreundliche Verkehrsnutzung oder –mittel Ansatzpunkte sein. Hier sind der Bund und die Arbeitgeber gleichermaßen gefragt.

Oberbürgermeister Mike Schubert (Landeshauptstadt Potsdam): „Aktuell sind viele Alternativen für eine auf Autos ausgerichtete Innenstadt in der gesellschaftlichen Diskussion. Investitionen in Projekte, die eine attraktive Alternative zum Autoverkehr bieten, brauchen von der Planung bis zur Umsetzung einen langen Atem – sind aber notwendig und wichtig, um die nachhaltige Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen unserer Stadt auch für nachfolgende Generationen zu sichern. Diese Angebote zur Stärkung des Umweltverbundes müssen jetzt geplant, vorbereitet und dann auch umgesetzt werden. Dabei ist es besonders wichtig, dass Bund und Länder die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen und sich auch verbindlich an der Finanzierung der Projekte beteiligen – für einen in die Zukunft gerichteten Zeitraum und unabhängig von der Länge einzelner Wahlperioden.“

In diesem Zusammenhang unterstreicht die DVWG die Bedeutung von klaren rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine langfristige Umsetzung nachhaltiger Mobilitätsprojekte ermöglichen. Die Förderung alternativer Verkehrslösungen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen den politischen Entscheidungsträgern, der Wirtschaft und der Wissenschaft.

Der Tag der Verkehrswissenschaft wird mit Lottomittel durch das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung gefördert sowie der wissenschaftliche Nachwuchs durch unsere Sponsoren (DEKRA e. V., Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR) e. V., Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft mbH, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, Brandenburgische Ingenieurkammer KöR und der regiobus Potsdam Mittelmark GmbH) unterstützt.